Secondhand-Stoffe günstig kaufen – die besten Quellen für nachhaltige Stoffe

Am nachhaltigsten sind jene Stoffe, die gar nicht erst neu produziert werden müssen.
Die gute Nachricht ist, dass du hochwertige, nicht neu produzierte Stoffe zu günstigen Preisen oder sogar kostenlos bekommen kannst.
Wie das geht, verrate ich dir in diesem Artikel.

Wenn du statt neuen Stoffen Secondhand-Stoffe verwendest, hat das eine Reihe positiver Auswirkungen für dich und unseren Planeten:

  • Ressourcen für Herstellung werden eingespart, weil nichts Neues hergestellt wird.
  • Es fällt weniger Abfall am, weil Stoffe weiterverwendet, statt weggeworfen werden.
  • Du bist ein Vorbild, inspirierst andere und bewirkst, dass noch mehr Menschen Secondhand-Stoffe verwenden.
  • Mit Secondhand-Stoffen entsteht eher ein unverwechselbares Unikat.
  • Arbeiten mit dem, was du findest, fördert deine Kreativität.
  • Du sparst Geld.

Die besten Quellen für Secondhand-Stoffe

1. Nutze, was schon da ist!

In deinem Haushalt hast du jede Menge Textilien:

  • Bettwäsche
  • (Woll-) decken
  • Vorhänge
  • Tischdecken
  • Handtücher
  • Kleidung
  • Schirme
  • Zelte

Irgendwann ist jede Jeans abgewetzt und jedes Laken durchgelegen. Natürlich kannst du Löcher, fadenscheinige Stellen und Flecken kaschieren:

  •  von Hand oder Maschine flicken oder besticken
  • eine Tasche aufsetzen
  • in einer Naht verstecken
  • einen Flicken aufnähen

Manchmal braucht es jedoch radikalere Lösungen. Wegwerfen musst du deswegen noch lange nichts! Die defekte Stelle betrifft ja meist nur einen kleinen Teil des Textils.

Schneide einfach die beschädigten Teile heraus.
Am besten entfernst du auch gleich die Nähte.
Die intakten Stoffteile, Knöpfe, Gürtelschlaufen, Reissverschlüsse, (Gummi-) Bänder und Ähnliches kannst du in deinen Fundus aufnehmen.

Nachteil:

Aus abgelegter Kleidung lassen sich nur kleine Stoffstücke weiterverwenden.

Vorteile:

  • Liebgewonnene Textilien begleiten dich noch lange in einer anderen Form.
  • Dein Vorrat wird kostenlos erweitert.

Wenn du experimentierfreudig bist, kannst du auch aus Restfäden selbst einen Stoff herstellen, Reste von Fahrradschläuchen verarbeiten oder sogar Altpapier vernähen.
Weitere Projekte aus abgelegten Textilien findest du im Artikel
Ideen für selbstgemachte nachhaltige Geschenke.

2. Finde Schätze auf dem Flohmarkt

Auf Flohmärkten findest du die oben genannten Textilien oft in wunderbarer, hochwertiger Qualität: Edle Leinenstoffe, filigrane Stickereien, die Wunderwelt der feinen Damast-Stoffe, bezaubernde Perlmuttknöpfe, aber auch kultige farbenfrohe Muster aus den sechziger-Jahren. In Deutschland ist dieses Glück auch unter dem Namen Sozialkaufhäuser zugänglich. In der Schweiz nennen wir diese Geschäfte Brockenhäuser und in Österreich findest du sie unter dem Oberbegriff Caritas.

Entferne von einfach von Bettwäsche, Vorhängen, Tischdecken, Handtüchern und ähnlichem gegebenenfalls Säume und Nähte und nutze den Stoff für deine Projekte.
Manchmal lässt sich ein Saum oder eine Knopfleiste auch effektvoll in Szene setzen.

Auf dem Bild unten siehst du den bestickten Saum eines Bettlakens, den ich drangelassen habe. Neu bildet er den dekorativen Abschluss des Hotelverschlusses eines Kissenbezugs.

Vorteile:

  • Gebrauchte Textilien bekommt man oft geschenkt oder sie lassen sich sehr günstig erwerben.
  • Nicht selten stösst du auf besondere Qualitäten und erlesene Muster.
  • Wo es Secondhand-Textilien gibt, findest du meist auch Secondhand-Kurzwaren und Handarbeitszubehör von schöner, bewährter Qualität.

3. Tausche mit andern

Wer kennt es nicht? Spontankäufe von Stoffen, die beim Kauf noch unwiderstehlich schienen und nach einiger Zeit irgendwie ihren Reiz verloren haben.
Lade deine Näh-Freund:innen zu einem Tausch-Event ein!
Auch Online kannst du auf einschlägigen Portalen oder Tauschgruppen Stoffe von Leuten finden, die auf diese Weise Stoff(reste), Zutaten und auch Schnittmuster tauschen oder verkaufen.
Natürlich kannst du selbst auch deine Stoffe anbieten.

Bevor ich neu kaufe, schaue ich mich gerne auf solchen Plattformen um. Ich freue mich, wenn ich etwas Passendes finde und dem Stoff eine zweite Chance geben kann. Das sind tolle neue Möglichkeiten gegen Verschwendung.

Ich kaufe seit Jahren, wann immer möglich alles secondhand: Geschirr, Bettwäsche, Möbel, elektronische Geräte. Es ist mir wichtig, hier noch darauf hinzuweisen, dass ich das oft auch mit gemischten Gefühlen tue. Überall dort, wo Verkäufer:innen einen guten Preis bezahlt bekommen, wird der Konsum von Neuwaren befeuert. Man verkauft das alte, um sich wieder was Neues zu gönnen.
Vor allem in Facebook-Gruppen beschleicht mich dieses Gefühl oft. Ich sehe private Näher:innen, die grosse Mengen an Stoffabschnitten, zu ziemlich hohen Preisen verkaufen und ich fürchte, sie gehen mit dem erwirtschafteten Betrag gleich wieder auf Jagd nach neuen Trendstoffen.

4. Dead-Stock: Neue Materialien, die nicht verkauft wurden

Deadstock-Materialien sind Stoffe und Zutaten, die liegen bleiben, weil die Auftraggeber die bestellte Ware nicht abnehmen oder die Stoffe sich im Geschäft als Ladenhüter erweisen. Laut Nina Rein wird der Deadstock verbrannt oder auf der Mülldeponie entsorgt, weil sich das Lagern der Stoffe finanziell nicht lohnt und die neuen Trends schon warten. Für mehr Informationen lies gerne den Artikel vom Mode-Label Nina Rein, welches Deadstock-Stoffe für seine Kollektionen verwendet.
Solche Stoffe finden auch manchmal den Weg in Materialmärkte oder zu Stoff-Händler:innen, die sich auf Deadstock-Stoffe spezialisiert haben. Mehr Informationen findest du weiter unten.

Zu Dead-Stock-Stoffen zähle ich auch Möbelstoffkataloge und hochwertige Probestücke, die vom nächsten Trend abgelöst werden und im Müll landen.

5. Stoffe und Zutaten aus Nachlässen

Materialien aus alter Zeit sind oft von besserer Qualität, als heutige Ware. Du kannst Schätze wie edle Stoffe, hübsche Bänder, erlesene Perlmuttknöpfe, kostbare Scheren, echte Metall-Baumwoll-Reissverschlüsse, kultige Vintage-Stoffresten und viele andere Raritäten finden.
Weitab von billigem Plastikzeug!

6. Abfälle aus der Textilindustrie

Stoffe aus recycelten Textilien finden sich vermehrt auch im Handel.

Sei dabei aufmerksam auf Greenwashing.
Firmen, die sich grüner darstellen, als sie sind, werben gerne mit recycelten Materialien.

In meinem Magazin werde ich nach und nach Stoffhersteller konkret nach ihren Massnahmen zur Nachhaltigkeit befragen und vorstellen.
Im Green Needle Letter halte ich dich über die Interviews auf dem Laufenden.

Nachhaltige Stoffe günstig neu kaufen

Nachhaltig produzierte Stoffe sind in der Regel teurer als konventionell hergestellte.
Für einen Baumwollstoff muss Baumwolle gepflanzt, gepflegt, geerntet, gereinigt, versponnen, gefärbt, und gewebt werden.
Dahinter steckt ein grosser Aufwand an Arbeit, Maschinen, Material, Wasser und Energie.
Je weniger Raubau an Umwelt, Tier und Mensch betrieben wird, umso mehr Geld kostet die Herstellung. Der Stoffpreis, der dir übertrieben hoch scheint, ist der normale Preis für einen respektvoll produzierten Stoff.
Wenn du einen Stoff zu einem günstigen Betrag erwerben kannst, zahlen andere den Preis: Die Umwelt wird belastet und/oder der Stoff wird unter Bedingungen moderner Sklaverei hergestellt.
Nachhaltige Herstellung bedeutet,
die Lebensgrundlage kommender Generationen nicht zu gefährden und Güter nicht auf Kosten anderer Menschen oder Lebewesen zu produzieren.
Auf Louloutes-Nähblog hat Doreen von Stofflandfluss alles Wissenswerte zu diesem Thema im Artikel Bio-Stoffe: Alles, was du über faire, nachhaltige, ökologische Stoffe wissen solltest, sehr ausführlich aufgeschrieben.
Unbedingt lesen!

Wenn du nicht viel Geld ausgeben willst:

  • überlege erst gut, was du benötigst
  • und kaufe wenig,
  • dafür von guter Qualität

Dies ist gleichzeitig auch die nachhaltigste Art von Konsum!

 Mehr Informationen zu diesen drei Punkten findest du in meinem Magazin im Artikel
Zu mehr Nachhaltigkeit im Handarbeiten.

Adress-Liste für Secondhand-Stoffe

Secondhand-Stoffe findest du auf Flohmärkten, in Sozialkaufhäusern, in Brockenhäusern, in besonderen Secondhand-Materialmärkten, auf Tauschplattformen und beim Nachfragen in Fahrradgeschäften, Möbelgeschäften, Schwimmbädern und Musikfestivals.

Ich habe für dich eine Liste mit den besten Adressen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengestellt.

Als Abonnent:in meines Green-Needle-Letters kannst du dir die Liste als Willkommensgeschenk herunterladen.

 

Wie weiter?

Mit Gabi Brandhuber vom Textilportal spreche ich in der Podcastfolge 22 über Quellen und Verwendung von Secondhand-Handarbeitsmaterialien.

Schau dir auch den Artikel zum Thema Secondhand-Garne an.

War dieser Artikel hilfreich für dich? Oder sind Fragen aufgetaucht?
Schreibe mir sehr gerne deine Erkenntnisse und Fragen unten in die Kommentare!

    2 Kommentare

    1. Rose Risch

      Finde ich toll, daß sich jemand diesem Problem annimmt. Seit mehr als 30 Jahren mache ich Patchwork und habe diese Art der Nutzung schon immer gemacht. Bettlaken und Tafeldecken lassen sich toll im Top für Kuscheldecken verarbeiten. Natürlich habe ich auch Knöpfe, Spitzen, Bänder. Habe auch noch die Kollektion für Matratzenstoffe, die vor mehr als 60 Jahren in der Polsterei meines Vaters händig hergestellt wurden. (Muß mir mal was einfallen lassen – vielleicht Beutelchen/Tasche) ebenso die Troddel, die in den 50er Jahren an den Schlüsseln der Schlafzimmerschränke hingen. Sie dienen heute als Zipper am Reißverschluß, …..
      Reststücke nähe ich auf das Vlies der mehrfach gebrauchten Farbfangtücher zu neuem Stoff. …….. und so gibt es Vieles , ich liebe diese kreativen Arbeiten
      Ich freue mich auf Ihre Nachrichten
      bleiben Sie gesund und haben Sie eine gute Zeit
      Gruß Rose Risch

      Antworten
      • Anja Stetter

        Vielen Dank für diesen Kommentar!
        Das klingt ja toll! Patchwork ist eine super Sache, um auch noch das kleinste Stoff-Fitzelchen zu vernähen. Und alte Knöpfe, Spitzen, Bänder und Stoffe sind oft so viel hochwertigerer Qualität als heutige Ware.
        Ich veröffentliche nach und noch mehr Projekte aus Secondhand-Material. Immer wieder mal reinschauen lohnt sich.
        Mit grünen Nadelgrüssen, Anja

        Antworten

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